Mexikanische Welle

Zum ersten Mal in einem Festival wird die gesamte Bandbreite der aktuellen mexikanischen Musikproduktion in Europa zu hören sein. Von klassischer und neuer Musik über Rock-Weltmusik bis hin zu Club-Sounds stellen zahlreiche Konzerte den Reichtum der Musikkulturen zwischen Tijuana im Norden und Oaxaca im Süden vor. Sie präsentieren die vielschichtigen Entwicklungen und Zusammenhänge zwischen den Musiktraditionen der indigenen Kulturen, der europäischen Moderne und des amerikanischen Pop sowie der urbanen elektronischen Clubmusik.

Viele Musikgruppen beschäftigen sich mit zentralen Aspekten der Gegenwart Mexikos, mit der raschen Verstädterung, mit der mexikanischen Geschichte, mit der Grenzsituation zwischen den USA und Lateinamerika, mit der zunehmenden Internationalisierung der Gesellschaft. Die Musiker und Komponisten schöpfen heute regional und historisch aus der vorhandenen Vielfalt. Sie verfolgen keine Konzepte einer einseitigen Ethnifizierung oder einer Europäisierung ihrer Formensprache. Vielmehr verbinden sie mittelalterliche Musik mit einheimischen Traditionen und Weltjazz wie Jaramar oder übersetzen die Liedertraditionen von Oaxaca in zeitgenössische Kunstmusik wie Lila Downs.

Auch die kreative Rockmusik-Szene wird immer internationaler und fordert gleichzeitig “Rock en tu Idioma / Rock in Ihrer Sprache”.

In der neuen Musik sind neue Generationen von Musikern gewachsen, die sich nicht mehr auf die Option auf das europäische oder auf ihr eigenes modernes Erbe festlegen lassen. Es sind Komponisten wie Gabriela Ortiz, Javier Alvarez oder Arturo Marquez, die sich sowohl auf die Wurzeln der zeitgenössischen europäischen Musik als auch auf den amerikanischen Minimalismus oder Latino-Rhythmen beziehen können. Diese neue Vielfalt zeigt Mexiko als komplexe Gesellschaft mit unerschöpflichem Zukunftspotenzial.

Eine Idee davon vermitteln die DJs und VJs der elektronischen Clubmusik. Der Veranstalter und Produzent Arturo Saucedo hat mit der Kombination der Clubszenen aus Berlin und Mexiko-Stadt eine neue Aneignung des öffentlichen Raums in Mexiko ermöglicht. Es ist auch Arturo Saucedo, der zusammen mit dem Haus der Kulturen der Welt und Marcela Rodriguez die aktuelle mexikanische Musikszene in Berlin präsentiert.